Käthe Kruse wurde am 17. September 1883 als Katharina Simon in Breslau geboren. Ihre Kindheit verbrachte sie in eher armen Verhältnissen. Die Mutter arbeitete als Näherin und versuchte, für sich und ihre Tochter den Lebensunterhalt zu verdienen. Für das junge Mädchen waren die schönsten Abwechslungen die Theaterbesuche mit ihrer Tante. So stand ihr Entschluss früh fest, Schauspielerin zu werden. Nach ihrem Schulabschluss 1899 nahm sie Schauspielunterricht und bereits ein Jahr später bekam sie, gerade 17 Jahre alt, ihr erstes Engagement in Berlin. In der Zeit am Theater lernte sie den berühmten Bildhauer Max Kruse kennen, der zur damaligen Berliner Künstlerelite gehörte. Nach wenigen Tagen waren die beiden ein Paar und 1902 kam das erste Kind zur Welt. An Heirat dachten beide zunächst nicht. Als das zweite Kind unterwegs war, zog die junge Mutter nach Ascona in die Toskana und später ins Tessin, während der Vater in Berlin blieb. Käthe begann zu malen. Die ältere Tochter wollte gern mit Puppen spielen. Vater Max, der sich in Berlin aufhielt, wurde beauftragt, Puppen zu besorgen. Er kaufte allerdings letztlich keine, weil sie nicht seinen Vorstellungen entsprachen. Also begann Käthe Kruse, selbst Puppen für ihre Töchter anzufertigen.
Käthe Kruses erste Puppe bestand aus einer Kartoffel - für den Kopf - und einem größeren viereckigen Stoffstück, dessen vier Zipfel jeweils die Arme und Beine darstellen sollten. Das innere des Stoffstücks füllte sie mit Sand und so entstand ein sich weich anfühlender, anschmiegsamer Puppenköper. 1910 sprach es sich in Berlin herum, dass Käthe Kruse (sie hatte inzwischen Max Kruse geheiratet und eine Ausstellung im Warenhaus Tietz) Puppen herstellte, die den pädagogischen Ansprüchen der Zeit entsprachen: kein harter Gegenstand, sondern Kinderebenbild und weich.
Käthe Kruses Puppen waren eine Sensation in Berlin. Berliner Familien kamen ins Haus und wollten Käthe-Kruse-Puppen haben. Zu Anfang waren sie noch schlicht und einfach. Da Käthe Kruse aber kreativ und kunstfertig war und hohe Ansprüche an ihre Arbeit stellte, wurden die Puppen immer schöner. Als Kruse ihre Herstellung perfektioniert hatte, entwarf und fertigte sie Puppen, die ihren eigenen Kindern nachempfunden waren. Die Natürlichkeit der kleinen Geschöpfe machte Käthe Kruse schon bald bekannt und berühmt. Sie bekam Aufträge sogar aus Amerika und musste eine eigene Werkstatt mit Angestellten einrichten. 1912 zog die Familie nach Bad Kösen, wo die Puppen weiter in Handarbeit hergestellt wurden.
1925 gewann sie dann einen Prozess um die Urheberschaft ihrer Puppen. Denn ihre Puppen wurden inzwischen von der Spielzeugindustrie kopiert. Käthe Kruse war an Politik eher desinteressiert, passte sich aber an, soweit sie es für geschäftlich geboten hielt. So zum Beispiel auf der Weltausstellung 1937.
Sie hielt daneben aber z. B. brieflichen Kontakt zu emigrierten jüdischen Freunden und weigerte sich, „halbjüdische" Angestellte zu entlassen. Es wurde für sie auch schwieriger, das Material für die Puppen in Deutschland zu bekommen. Sie verlor im Zweiten Weltkrieg zwei Söhne. 1942 starb ihr Mann.
1952 wurde ihr Unternehmen in einen Volkseigenen Betrieb umgewandelt. So gründeten zwei von Käthes Söhnen, darunter der Kinderbuchautor Max Kruse, Werkstätten in Bad Pyrmont und Donauwörth. Sie selbst ging 1954 in die Bundesrepublik Deutschland. Die von Käthe Kruse entworfenen Modelle blieben erhalten, und immer noch waren die Puppen handgearbeitet. Doch ihre Erfinderin war aus Altersgründen nicht mehr an der Produktion beteiligt.
Sie starb am 19. Juli 1968 in Murnau/Obb.
Im Sommer 2022 hat die Klasse 6a die Fotoausstellung über Käthe-Kruse in unserem Schulhaus überarbeitet.
Auf dem Schulfest am 1. Juli 2022 wurden Käthe-Kruse-Puppen versteigert.